Das Königreich Kambodscha

 Wichtige Fakten:

  • Kambodscha befindet sich in Südostasien und liegt zwischen Laos, Vietnam und Thailand
  • Kambodscha erlangte 1953 seine Unabhängigkeit und ist Mitglied der Vereinigung Südostasiatischer Nationen (ASEAN)
  • Kambodscha ist offiziell eine Demokratie unter einer konstitutiellen Monarchie
  • Hauptstadt: Phnom Penh
  • Sprache: Khmer
  • Religion: Buddhismus (97%), Islam (2%), Christentum (0,3%)
  • Währung: Khmer Riel (KHR) und US Dollars
  • Einwohner: 17 Millionen
  • Lebenserwartung: 69
  • Erwartete Armutsquote in 2021: 20% (definiert als Leben von 1$ oder weniger pro Tag)
  • Mehr als 5 Millionen Menschen haben keinen Zugang zu Wasser und sanitären Einrichtungen

Geschichte

Kambodscha muss sich seit vielen Jahrhunderten mit Kriegen, länderübergreifenden Auseinandersetzungen und fremden Führungsmächten auseinandersetzen.

Vom 13. bis 15. Jahrhundert kam es rund um die thailändische Grenze immer wieder zur Verlagerung von Grenzgebieten. Im 15. Jahrhundert wurde zum Beispiel die damalige Hauptstadt Angkor von den Thai eingenommen. Angkor Wat ist bis heute bekannt für ihre pompösen Tempelbauten.
Um weiteren Verlusten von Grenzgebieten zu entgehen, schloss der damalige König Norodom I. einen Protektoratsvertrag mit Frankreich ab. 1883 zählten zu den Protektorengebieten Frankreichs neben Kambodscha noch Südvietnam, Zentralvietnam, Nordvietnam und Laos unter dem Namen Französisch-Indochina.

Während des Zweiten Weltkriegs formte sich in Kambodscha die Gruppe der freien Khmer, die gegen die Herrschaft Frankreichs vorgehen wollte.
Durch ein Bündnis mit den kommunistisch orientierten Vietminh wurde die Rebellion gegen die französische Führung stärker und Frankreich gewährte 1949 Kambodscha eine begrenzte Souveränität. Kambodschas Unabhängigkeit wurde 1954 durch die Genfer Indochina-Konferenz von Frankreich anerkannt.

Während des Vietnamkriegs nahm Kambodscha eine neutrale Rolle ein. In den 1960er Jahren wurden allerdings die Grenzgebiete zwischen Kambodscha und Vietnam von den USA bombardiert, da dort kommunistische Vietcong Lager errichteten.
1966 gründete sich die Gruppe der Roten Khmer, die von Nordvietnam und China unterstützt wurden. Mithilfe der USA putschten sie 1970 Norodom Sihanuk und seine Regierung und gründeten die „Republik Khmer“

1975 gewannen die Roten Khmer den kambodschanischen Bürgerkrieg, als sie Phnom Penh eroberten und die pro-amerikanische „Republik Khmer“ stürzten. Nach ihrem Sieg machten sich die Roten Khmer sofort daran, die großen Städte des Landes gewaltsam zu evakuieren. Sie benannten das Land in „Demokratisches Kampuchea“ um.

Soldaten der Roten Khmer
Phnom Penh wird evakuiert

Die grauenvolle Herrschaft des Pol-Pot-Regimes, das Kambodscha radikal zum Kommunismus drängte, dauerte bis 1979. Das Regime der Roten Khmer war hochautokratisch, totalitär, fremdenfeindlich, paranoid und repressiv. Ihr Ziel war die Wiederherstellung einer Agrargesellschaft, aber die Versuche des Regimes, durch Kollektivierung eine Agrarreform durchzuführen, führten zu einer weit verbreiteten Hungersnot. Sie ermordeten Hunderttausende ihrer politischen Gegner und ihre rassistische Betonung der nationalen Reinheit führte zum Völkermord an kambodschanischen Minderheiten. Darüber hinaus galt jeder, der zuvor in Großstädten gelebt hatte, als „Klassenfeind“ und wurde zusammen mit Lehrern und anderen Intellektuellen hingerichtet. Bücher wurden verbrannt und die gesamte Elite des Landes wurde ermordet. Hinrichtungsstätten und Massengräber können bis heute inmitten von Äckern besichtigt werden.
Letztendlich führte der kambodschanische Völkermord zum Tod von geschätzten 2 Millionen Menschen, was einem Viertel der kambodschanischen Bevölkerung zu dieser Zeit entsprach.

Ein Ende dieser Herrschaft kam durch Truppen des wiedervereinigten Vietnam, die 1979 das Regime stürzten. Die Roten Khmer zogen sich zurück. Kambodscha begann den Wiederaufbau unter dem von Vietnam unterstützen Regime der Volksrepublik Kampuchea von 1979 bis 1989.

1993 fanden unter Aufsicht der UN-Friedenstruppen erstmals seit 20 Jahren freie Wahlen statt. Kambodscha wurde mit neuer Verfassung wieder zu einer konstitutionellen Monarchie, regiert von König Norodom Sihanuk.

Das Unabhängigkeitsdenkmal in Phnom Penh

1998 fanden Parlamentswahlen statt, die die Partei CPP mit einer Mehrheit gewann. Hun Sen wurde als ihr Führer erster Ministerpräsident und hat diese Position seitdem inne. Damit ist er der Regierungschef mit der 5. längsten Amtszeit der Welt. Norodom Sihanuk trägt weiterhin den Titel des Königs.

Der Bürgerkrieg, der auch nach der Niederlage der Roten Khmer im Untergrund weiter ging, wurde nach dem Tod Pol Pots durch eine Kapitulation der Roten Khmer im Dezember 1998 beendet.

 

Politik

Kambodscha ist zum heutigen Zeitpunkt im Grunde ein Ein-Parteien-System. Bei den Wahlen 2013 gewann die Opposition (CNRP, Cambodia National Rescue Party) fast die Hälfte der Stimmen. Dieser knappe Wahlsieg war für die Handlungen der folgenden Jahre entscheidend. Die CNRP wurde aufgelöst, und zum jetzigen Zeitpunkt gibt es aus diversen Gründen keine Opposition zu Hun Sen’s Partei.

Ministerpräsident Hun Sen

Religion

97 % aller Kambodschaner leben nach dem Theravada-Buddhismus. Sie glauben an die Re-Inkarnation, also an die Wiedergeburt auf dieser Erde. Ziel dieser Glaubensrichtung ist es jedoch, aus dem Zyklus dieser Re-Inkarnation zu entkommen. Dies gelingt durch ein Leben frei von Sünden und Lastern so wie Egoismus, Habgier und Neid, Täuschung und anderer negativer Eigenschaften. Gelingt dies, erhält man Einlass ins Nirwana.

Während die Bevölkerung allgemein sehr spirituell ist, spielt die Religion im kambodschanischen Alltag eine weniger große Rolle. Sie wird ähnlich gehandhabt wie in Europa. Die meisten Menschen besuchen Gottesdienste in der Pagode, folgen buddhistischen Traditionen und helfen den Mönchen vor Feiertagen beim Putzen der Gebetsräume. 

Buddhistische Mönche

Gesundheitswesen

Es gibt keine allgemeine Gesundheitsversorgung in Kambodscha. Ein Stadt-Land-, sowie Reich-Arm-Gefälle ist in der Gesundheitsversorgung immer noch spürbar. Dennoch hat sich in den vergangenen Jahren auch hier viel gebessert. In kleineren Städten gibt es mittlerweile Kliniken mit gut ausgebildeten Ärzten, die ihre Patienten operieren und behandeln können. Allerdings sind vor allem Menschen auf dem Land noch von mangelndem Zugang zu medizinischer Betreuung betroffen.
Die Ärztedichte, also die Anzahl der Ärzte die auf 1000 Einwohner kommen, ist sehr niedrig.


Kambodscha: 0,19 Ärzte / 1000 Einwohner
Österreich: 5,17 Ärzte / 1000 Einwohner
Japan: 2,41 Ärzte / 1000 Einwohner
USA: 2,61 Ärzte / 1000 Einwohner

Kambodschanisches Krankenhaus

Wirtschaft und Bevölkerung

Die Taten der Roten Khmer, die in der Bevölkerung zwar nicht zur Sprache kommen, aber dennoch verankert sind, haben bis heute Auswirkungen. Häusliche Gewalt ist ein Thema, dass sich in vielen Familien äußert und somit auch die jüngsten Generationen betrifft, die den Völkermord nicht erlebten.
Ein anderer Grund dieser Gewalt ist die wirtschaftliche Aussichtslosigkeit für viele Bürger. Niedrige Löhne und wenig Bildung in der Vergangenheit machen es dem Land schwer, sich zu regenerieren, auch wenn es in den vergangenen Jahren schon Besserungen gab. Der Anteil der Entwicklungshilfe am Staatshaushalt sank von rund 60 % (2012) auf rund 20 % (2018).

von Leonie Seemann