Viele Jugendliche in Kambodscha haben nicht das Privileg, bis zur 12. Klasse und der Matura eine Schule besuchen zu können. Besonders wenn sie im ländlichen Kambodscha aufwachsen, sind sie dem Druck ausgesetzt, keine höhere Ausbildung zu absolvieren, sondern eher rasch ins Berufsleben einzusteigen, um der Kultur zu folgen, die ihnen von der älteren kambodschanischen Generation vorgegeben wird: Bildung hat Nachrang, Arbeit hat Vorrang, um lebensnotwendige Dinge wie Nahrung, Wasser und Unterkunft bezahlen zu können.
In diesem entscheidenden Alter verfügen Teenager oft nicht über ein soziales Umfeld, das ihnen beibringt, langfristig zu planen und Ambitionen für ihre Zukunft zu wecken, sondern handeln oft in Kurzschlussreaktionen, um Lösungen für akute Probleme zu finden. Daher ist die Schulabbruch-Quote in Kambodscha immer noch schockierend hoch: UNICEF schätzt, dass im Jahr 2018 fast 55% der Schüler:innen vor ihrem 17. Lebensjahr die Schule abgebrochen haben. (1)
So ähnlich war es bei Puy der Fall, heute ein 25-jähriger Vater von zwei Kindern. Puy ist Waise und brach die 8. Klasse ab, als er 15 Jahre alt war. Damals bot sich ihm die Möglichkeit, bei einem entfernten Verwandten als Dachdecker und Bauarbeiter zu arbeiten – eine damals gute Lösung für den Jungen. Später heiratete Puy seine Frau Vechuk und das Paar bekam zwei Söhne.
Allerdings ist die Situation der Familie im Laufe der Jahre zunehmend schwierig geworden. Zum einen hatte Puy Schwierigkeiten, Arbeit zu finden. Der kambodschanische Arbeitsmarkt entwickelt sich rasant und erfordert immer mehr Qualifikationen. Ohne einen 9. Klasse Pflichtschulabschluss, ganz zu schweigen von einem Hochschulabschluss oder Fremdsprachenkenntnissen, sinken die Chancen von Puy auf einen sicheren Job mit stabilem Einkommen von Jahr zu Jahr. Darüber hinaus leidet Puys zweites Kind an einer Krankheit, die fast jeden Monat ärztliche Versorgung benötigt. In einem Entwicklungsland, in dem es kein ausreichend ausgebautes Gesundheitssystem gibt, sind Puy und Vechuk ständig mit hohen Krankenhausrechnungen konfrontiert und kommen jeden Monat nur knapp über die Runden.
Um eine nachhaltige und langfristige Lösung für dieses Problem zu finden, führt Thomlang – Cambodian Youth Support seit 2021 Gespräche mit Puy über die Möglichkeit einer Berufsausbildung. Dieses Jahr konnte sich der 25-Jährige schließlich am Kecho Sen National Institute in Kandal einschreiben, einer Berufsschule, die kostenlose Kurse für Schüler:innen anbietet, die die Secondary School nicht abgeschlossen haben. Puy ist derzeit in einem Kurs für Air Conditioning eingeschrieben und absolviert zudem einen Kurs, der ihm ermöglicht, den 9. Klasse Abschluss nachzuholen, was ihm wiederum Türen für weitere Ausbildungsmöglichkeiten öffnen wird.
Lest seine Geschichte in seinen eigenen Worten!
Hallo!
Mein Name ist Puy und ich bin 25 Jahre alt. Ich habe eine Frau und zwei Kinder. Wir leben in Kampong Cham in Kambodscha.
Als Kind habe ich die Secondary School abgebrochen, weil ich als Bauarbeiter arbeiten wollte. Leider ist es danach immer schwieriger geworden, einen Job zu finden, da ich keinen Schulabschluss habe. Aufgrund meiner instabilen Arbeitssituation habe ich nicht genug Einkommen, um meine Familie zu ernähren. Wir brauchen jeden Monat viel Geld, weil eines meiner Kinder Asthma hat und regelmäßig ins Krankenhaus muss. Meine Frau hat angefangen, in einer Fabrik zu arbeiten, aber das Einkommen reicht uns immer noch nicht.
Julian hat lange mit mir gesprochen und mich auf die Idee gebracht, wieder zur Schule zu gehen. Er motivierte mich dazu, einen Beruf an einer Schule in der Nähe von Phnom Penh zu erlernen.
Das Fach, das ich gewählt habe, ist Air Conditioning. Bisher bin ich mit dem Unterricht sehr glücklich. Ich hoffe, dass dieser Kurs nicht nur mein Wissen erweitert, sondern mir auch hilft, in Zukunft einen guten Job zu finden. An dieser Schule werde ich auch mein Secondary School – Zertifikat machen können, was mir die Möglichkeit geben würde, mehr zu lernen. Im Moment denke ich viel darüber nach. Ich weiß, dass es für mich leichter sein wird, eine gute Arbeit zu finden, je besser ich mich ausbilde.
Zum Schluss möchte ich euch allen herzlichst dafür danken, dass ihr für mich und meine Familie sorgt. Diese Organisation hilft mir mit den monatlichen Ausgaben für meine Familie, übernimmt alle Krankenhausrechnungen für meinen Sohn und versorgt mich mit Schulmaterialien. Ihr habt außerdem meiner Frau ein Moped gespendet, damit sie zu ihrem Arbeitsplatz fahren kann und unabhängiger ist, wenn ich in der Schule und nicht zu Hause bin.
Meine Familie und ich wünschen jedem Spender und jeder Spenderin viel Glück, Gesundheit, und Erfolg bei all euren Bemühungen.
Alles Liebe,
Puy
Wenn es darum geht, Familien in Not durch Bildung zu unterstützen, ist es immer wichtig, jede Entscheidung nach ihren Vorstellungen zu treffen und alle Faktoren zu berücksichtigen, die in ihrem Alltag eine wichtige Rolle spielen. Deshalb unterstützen wir Vechuk, Puy und ihre Kinder seit zwei Jahren durch die Deckung ihrer monatlichen Lebensausgaben und aller medizinischer Kosten. Da Puys Kinder nun älter sind und einige andere Familienangelegenheiten geklärt sind, kann er sich nun endlich die Zeit nehmen, nach Phnom Penh zu ziehen und nach Kandal zur Schule zu pendeln.
Wir sind sehr stolz auf Puy, dass er nach einem ganzen Jahrzehnt wieder in ein Klassenzimer zruückgekehrt ist. Diese Zertifikate werden nicht nur seine Leidenschaft für das Lernen wieder entfachen, sondern ihm auch die Möglichkeit geben, sich für besser bezahlte Berufe zu bewerben, was sich nicht nur positiv auf sein Leben, sondern auch auf das Leben seiner Kinder auswirken wird.
Unterstützt Familien in Not durch Bildung und finanzielle Unterstützung, indem ihr noch heute an CYS spendet!
(1) Source: https://www.unicef.org/cambodia/education